Do more. Mein Leistungsantreiber und ich.

 

Leistung erbringen und produktiv sein. Auch bekannt unter: Mein Leistungsantreiber und ewiger Endgegner. Welchen Umgang ich die letzten Jahre damit gefunden habe? Das liest Du in diesem Artikel. 

 

Wahrscheinlich sind wir uns einig, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Menschen leistungs- und einsatzbereit sein sollen. Menschen sozusagen als Teil einer Produktionskette. Ihr Wert wird daran bemessen. Selbst wenn Du das nicht so erlebst oder erlebt hast, wurdest Du sicherlich von Menschen geprägt, die das erfahren haben. 

 

 

Gesellschaftliche Prägungen

 

Doch trotz all der (negativen) Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Prägung liebe ich es zu arbeiten - vor allem seit ich selbstständig bin. Etwas zu tun, was ich von ganzem Herzen liebe, bringt für mich gesteigertes Engagement und Einsatz. Oft geschah dies jedoch aus den „falschen“ Motiven heraus. „Selbst und ständig“, „von nichts kommt nichts“ oder „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Führe Dir gerne einmal vor Augen wie viele Sprichwörter Du zum Thema Leistung kennst. 

 

Auch wenn mir Freude bereitet, was ich tue, kann es auch zu viel sein. Ich habe viel Energie und Feuer und trotzdem habe ich Phasen der Überwältigung - auch, ob meiner eigenen Ansprüche und Erwartungen. Die Frage ist, woher kommen diese Ansprüche und Erwartungen? Sind das meine eigenen?

Interessanterweise habe ich meine Studienabschluss-Arbeit über Burnout Prophylaxe geschrieben. Auch wenig erstaunlich, dass ich mit Ende 20 mit Yoga anfing. Dazu reihte sich nahtlos die Erkenntnis aus dem Human Design ein, dass ich eine offene Wurzel habe. Das Motto: Ich durfte und darf lernen zu entspannen. Wie sich zeigt, ist das eine Kunst. 

 

 

Darf ich faul sein?

 

Die letzten Wochen hat mich das Thema „faul sein“ sehr beschäftigt. Eine Stimme in mir sagte, ich sei faul und würde nicht genug tun. „Genug tun“ ist ja auch relativ. Genauso wie die Aussage „ich arbeite viel“. Das bedeutet für jede*n etwas anderes. 

Einen augenöffnenden Moment hatte ich, als ich neulich den Spruch hörte: Faulheit macht kreativ. An Faulheit sollte etwas Gutes sein? Die Aussage bezog sich darauf, dass Faulheit Menschen nach kreativen Lösungen Ausschau halten lässt. Dass neue Ideen geboren werden, wie etwas einfach(er), leichter und effizienter sein kann. Ich liebe diesen Gedanken. 

 

Auch mit Coachingklientinnen spreche ich öfter über dieses Thema: Die Kunst zu entspannen. Die Kunst weniger zu machen. Ich für meinen Teil höre immer wieder die Stimme, die von mir verlangt „mehr zu machen“. Per se mehr. Es ist selten genug. Es geht weniger um Perfektion. Was soll das auch sein - Perfektion? Es geht um: Do more. Sozusagen die Leuchtreklame der Hustle-Culture. 

Diese Stimme treibt mich stetig an. Über die Zeit habe ich mit dieser Stimme oder diesem Anteil in mir einen recht guten Umgang gefunden. Ich will Dir an dieser Stelle verraten, wie ich das gemacht habe. 

 

 

4 Schritte im Umgang 

 

Als erstes ist es wichtig, dieser inneren Stimme zuzuhören. Viele Jahre bin ich ihr entweder blindlings gefolgt oder ich habe versucht sie auszublenden. In meiner persönlichen Entwicklung stellte ich mir dann irgendwann die Frage: Welche gute Absicht hat diese Stimme? Anstatt sie zu verdammen und wegzuwünschen, gab ich ihr Raum sich auszudrücken. Ich schenkte ihr Aufmerksamkeit. 

 

Anschließend beobachte ich, wie es sich für mich zeigt, wenn ich dieser Stimme folge. Das zeigt sich z. B. in dem ich mich nicht ausreichend bewege, unregelmäßig esse oder trinke oder es sogar als lästig empfinde auf die Toilette zu gehen. Das zeigt sich, in dem ich weiter arbeite, obwohl ich mich müde und energielos fühle. 

 

In einem dritten Schritt beginne ich mit dieser Stimme in Kontakt zu gehen. Ich fange ein Gespräch mit ihr an. Das sieht dann so aus, dass ich laut Selbstgespräche führe. Das kann ich übrigens nur empfehlen. Ich sage dann bspw. laut zu mir selbst: „Okay, ich höre Dich“.

Manche Menschen möchten inneren Stimmen oder Anteilen auch Namen geben. Das habe ich bisher nicht getan. 

 

Anschließend beginne ich mit dieser Stimme (meinem Leistungsantreiber) zu verhandeln. Das war ein entscheidender Schritt zu einer spürbaren Veränderung. Wichtig dabei ist, ich bleibe freundlich. Am Anfang ist das sicherlich Übungssache, also das freundlich bleiben. Denn manchmal kann es auch zu einem Streitgesprächen kommen. Ich bleibe also freundlich und sage z. B. „Gut, wir machen xy noch fertig und dann ist aber Feierabend“ oder „Wir machen jetzt erstmal eine Pause und schauen anschließend wie viel Energie noch da ist. Okay?“. 

 

In diesen „Verhandlungen“ hat es sich als sehr wertvoll erwiesen gute Angebote zu machen. Der Antreiber möchte etwas und ich (oder ein anderer Anteil von mir) möchte etwas anderes. Also biete ich etwas an, dass auch eine gewisse Wichtigkeit oder Gewichtung hat. Das sind für mich u. a. die Werte „Qualität“ und „Gesundheit“. Oftmals treibt mich mein Leistungsantreiber dazu diese zu vernachlässigen. Da diese Werte jedoch von großer Bedeutung sind, gehe ich damit in die Verhandlung. Ich sage: „Schau mal, wenn wir uns jetzt weiter durchkämpfen leidet die Qualität. Es kommt nur noch Quatsch zustande“ oder „Also, wenn wir jetzt nicht ein wenig Sport machen, geht die Laune völlig in den Keller. Der Rücken tut auch schon weh. Das bringt doch hier nichts“. Für diese Argumente ist mein Leistungsantreiber sehr empfänglich und bereit ein wenig oder auch (ein wenig) mehr „runter zu schrauben“. 

 

Dieses Verhandeln hat für mich sehr viel Veränderung und Erleichterung gebracht. Insbesondere weil ich mit mir und nicht gegen mich arbeite. Darüberhinaus habe ich mich weiter mit meinen persönlichen und auch generationsübergreifenden Prägungen beschäftigt. Dazu hörst Du mehr im folgenden Audio-Impuls, in dem ich eine spezifische Situation aus dem Alltag teile. 

 

 

 

In diesem Audio spreche ich über das Thema Leistung und Leistungsantreiber. Eine Situation aus dem Alltag, die ich teile, hatte einiges aufgewühlt. 

Im Prozess des Verarbeitens kam die Fragen nach generationsübergreifenden Mustern auf. Dazu auch die Frage, ob diese Muster und Gedanken überhaupt meine Wahrheit sind? Komm mit auf diese spannende Reise und gewinne für Dich neue Perspektiven. 

 

Die Inhalte (mit Zeitmarken) findest Du hier und in der Infobox auf Soundcloud. 

 

Inhalte/Zeitmarken:

  • 0:00 - Einführung in die Geschichte 
  • 1:21- Die innere Bühne (Gedankenbühne)
  • 6:30 - Gedanken im Kreis drehen vs. es jmd erzählen; Wenn Du etwas aussprichst, verändert sich die Qualität.
  • 8:25 - Ängste und Sorgen teilen vs. gemeinsam jammern; Sei stark-Antreiber; Innere Anteile / Alte (generationsübergreifende) Anteile
  • 9:30 - Mit dem Körper arbeiten; Emotions Flow - Transformierende Körperpraxis; Alte Themen, die nichts mit Dir zu tun haben
  • 11:33 - Zyklen schneller durchlaufen; "Meine Wahrheit ist anders"
  • 14:28 - Ist das noch meine Wahrheit? War das jemals meine Wahrheit? Will ich noch, dass das meine Wahrheit ist? Konditionierung/Ahnenlinie
  • 15:02 - Konkretes Beispiel Gedankenshift
  • 18.18 - Abschluss

 Insta Live vom 03.06.22. 

 

 

In diesem Video (Dauer 15 Minuten) spreche ich über das Thema Leistungsdruck bzw. über den Gedanken "erst etwas leisten zu müssen, bevor man entspannen darf". Es geht ebenfalls um das Thema Überarbeiten. Ein Plädoyer gut für dich zu sorgen und Dein Wohlbefinden die höchste Priorität einzuräumen.

 

Die Inhalte (mit Zeitmarken) findest Du hier und direkt im Youtube Video. 

 

Inhalte/Zeitmarken:

  • Glaubenssätze, Gedanken
  • Überarbeiten
  • Motive, Ursachen
  • Sich über Erfolge nicht freuen können
  • Nicht richtig erholen können
  • Unterschiedliche Erholungsbedürfnisse
  • Einfach sein, ich bin wertvoll
  • Anerkennen was ist
  • Abschluss, Pep-Talk

Zu meinem Youtube Kanal. Diese Episode findest Du auch als Podcast Episode auf Spotify

 

 

 

Blogfoto: Unsplash, Carl Heyerdahl