Beyond the Fire - Wut als Wegweiser

Über die oben stehende Audiospur kannst Du Dir den Blogartikel anhören.

 

 

Dieser Artikel will Dir einige Impulse zum Thema Wut mitgeben. Wut ist oftmals eine unterdrückte Emotion und vielen Menschen fällt es schwer diese zuzulassen. Um Wut besser zu verstehen, geben Dir die Inhalte grundsätzliche Informationen mit an die Hand. Sie regen Dich zum Nachdenken und neu betrachten an. Folgende Punkte werden dabei besprochen:

 

1. Was ist Wut?
2. Welche Arten von Wut gibt es?
3. Assoziationen zu Wut
4. Frauen und Wut - Gesellschaftliche Perspektive
5. Unbewusste Wut-Typen
6. Botschaft von Wut
7. Quellen/Bücher

 

Prima, dann starten wir direkt ins Thema rein.

 


 

1. Was ist Wut?

Wut bezeichnet eine heftige Emotion bzw. dient als Erklärung für eine impulsive und aggressive Reaktion, die durch eine als unangenehm empfundene Situation ausgelöst wurde. Die Psychologie grenzt dabei die Wut von Zorn und Ärger ab, indem sie ihr ein höheres Erregungsniveau und stärkere Intensität zuweist.
Von Zorn spricht man dann, wenn die Angelegenheit, die einen Menschen ärgert, nicht primär auf das Ich bezogen ist, sondern auf etwas Übergreifendes, d. h., der Zorn ist distanzierter als die Wut. Die Emotionen Wut und Ärger haben die biologische Funktion, das Individuum zu alarmieren, falls eine Grenzüberschreitung oder Verletzung droht, und bewegt zur Gegenwehr. (Stangl, 2024).

 

2. Welche Arten von Wut gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Wut und sie können in Bezug auf Intensität, Dauer und Ausdruck variieren. Hier sind einige Arten von Wut:

 

Akute /Explodierende Wut: Aktue Wut ist die Form der Wut, die spontan auftritt. Sie kann durch unmittelbare Frustration, Provokation oder Enttäuschung ausgelöst werden. Akute Wut kann sich schnell manifestieren und ebenso schnell wieder abklingen. Explodierende Wut bezieht sich auf intensive und explosive Wutausbrüche. Dies kann zu aggressivem Verhalten gegenüber anderen oder gegenüber Gegenständen (z. B. gegen eine Tür treten oder schlagen) führen.

 

Passiv-aggressive Wut: Anstatt die Wut offen zu zeigen, können einige Menschen ihre Unzufriedenheit auf subtile und indirekte Weise ausdrücken. Dies kann durch passiv-aggressives Verhalten geschehen, bei dem sie ihre Emotionen verbergen, aber dennoch ihre Frustration auf verschiedene Weise zeigen, z. B. durch sticheln, provozieren oder lästern.

 

Chronische Wut: Im Gegensatz zur akuten Wut ist chronische Wut langanhaltend. Sie kann durch langfristige Faktoren wie anhaltende Stressoren, wiederholte Frustrationen oder ungelöste Konflikte entstehen. Chronische Wut kann zu andauernder Reizbarkeit und Unzufriedenheit führen.


Unterdrückte Wut: Manchmal unterdrücken Menschen ihre Wut, z. B. aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen, kultureller Normen oder aus Angst vor Konsequenzen. Diese unterdrückte Wut kann sich jedoch im Laufe der Zeit aufbauen und zu einem späteren Zeitpunkt explosiv entladen.
  
Selbstgerichtete Wut: Manchmal richtet sich Wut gegen einen Menschen selbst. Dies kann zu Selbstkritik, Schuldgefühlen und einem negativen Selbstbild führen. Selbstgerichtete Wut kann auch zu selbstzerstörerischem und/oder selbstverletzendem Verhalten führen.

 

 

3. Assoziationen zu Wut

Wut wird oftmals als "negative" Emotion bezeichnet, was i.d.R. eine Wertung beinhaltet. Wut hat einen "schlechten Ruf" und soll - so die überwiegende gesellschaftliche Erwartung - vermieden oder unterdrückt werden. In der folgenden Grafik siehst Du einige (negative) Assoziationen, wie Menschen Wut betrachten.

 

aus dem Buch "Wutkraft"

 

Spüre gerne einmal für Dich hinein, welcher Begriff am stärksten mit Dir in Resonan geht und warum? Welchen Umgang mit Wut hast Du gelernt? Welche positiven Assoziationen zur Emotion Wut fallen Dir ein?

 

 

4. Frauen und Wut - gesellschaftliche Perspektive (nach Ciani-Sophia Hoeder)

Der gesellschaftlich, soziologische Blick auf die Emotion Wut lässt einige Unterschiede für die Geschlechter erkennen. Dies wird im großartigen Buch "Wut und Böse" von Ciani-Sophia Hoeder beschrieben, aus dem ich die folgenden Inhalte entnehme.

Jungs und Mädchen (wenn wir einfachheitshalber diese dichotome Aufteilung wählen) werden in Sachen Wut oftmals unterschiedlich begleitet. "Häufig wird Jungs mehr Wut zugestanden oder es wird von den Eltern mehr darauf eingegangen. Bei Mädchen wird sie eher übersprungen oder ausgespart. Die Frage: Wie sollen Frauen und Mädchen sein? Lieb und nett. Frieden stiften. Sich kümmern". (Dazu empfehle ich meine Podcastfolge #61 "Über die Erwartung, als Frau lieb und nett zu sein").

 

Die Wut von Frauen wurde über die Jahrhunderte unterdrückt und negativ bewertet. "Dass die Wut von Frauen quasi verboten wird, basiert laut der Psychologin Teresa Bernardez auf drei Faktoren. Erstens auf der gesellschaftlichen Stellung der Frau als Untergebenen, zweitens auf der gesellschaftlichen Notwendigkeit, Frauen in Dienstleistungsaufgaben zu halten, und drittens auf der Rolle des 'weiblichen Ideals', das in seiner Konstruktion sowohl die Unterordnung als auch das Dienen und Kümmern enthält". (Blogartikel HumanResourceManager, Quelle siehe Punkt 7).

 

In der Welt, in der wir leben, besteht häufig eine unterschiedliche Wertung für Männer und Frauen in Bezug auf die Emotion Wut. Wütende Frauen gelten als schwierig, kompliziert, hysterisch; als Zicke, Furie; umprofessionell und angespannt. Wütende Männer hingegen als stark und eigensinnig. Dieser Blick auf die "wütende Frau" darf neu gedacht werden.

 

5. Unbewusste Wut-Typen (nach von Aderkas und Gredig)

Um eine neue Perspektive auf Wut zu ermöglichen und differenzierter darüber zu reflektieren, helfen die "unbewussten Wut-Typen". Diese werden im Buch "Wutkraft" von den Autorinnen Friederike von Aderkas und Sylvia Gredig beschrieben. Die einzelnen Wut-Typen kannst Du der folgenden Grafik entnehmen:

 

Weibliche Schreibweisen durch Mirijam Lorch

 

 

Wie eingangs erwähnt, wird Wut oftmals unterdrückt und nicht zugelassen. Davon geht die Wut natürlich nicht weg. Menschen entwickeln - i.d.R. unbewusst - Strategien, um mit ihrer Wut umzugehen. Denn irgendwo muss sie ja hin. Dabei sind die beschriebenen unbewussten Wut-Typen sehr hilfreich. Diese werden in ihrem jeweiligen Wutausdruck, in ihrer Motivation und Strategie beschrieben, sowie mit dem, was vermieden werden soll.

 

Im Folgenden findest Du die Motivation der jeweiligen Wut-Typen:

  • Furie - Andere beschuldigen, bezichtigen, verantwortlich machen; das Gegenüber durch Lautstärke und Intensität einschüchtern
  • Ignorantin - Das Gegenüber zappeln lassen, bestrafen durch Entzug von Aufmerksamkeit
  • Klatschtante - Aufmerksamkeit bekommen und Allianzen bilden
  • Aktionistin - Will die eigene Wut nicht fühlen oder ausdrücken müssen, kontrolliert und bevormundet andere
  • Selbstzerstörende - Autoaggressiv, nach innen gerichtete Wut, selbstverletzendes Verhalten
  • Heilige - Harmonie erhalten und Frieden stiften, von der Wut ablenken
  • Zynikerin - Gegenüber aus Rache bloßstellen, andere verletzen, um eigenen Schmerz nicht zu fühlen, andere herabsetzen
  • Nörglerin - Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Gruppen dominieren, Mitleid erregen

 

Sich selbst und das eigenen Verhalten über die unbewussten Wut-Typen zu reflektieren, ist sehr erkenntnisreich. Bewusstwerdung ist der erste Schritt, um Veränderung vorzunehmen. Denn die oben beschriebenen Strategien und Vorgehensweisen gehen mit negativen Konsequenzen für die Person selbst oder das Umfeld einher. Sie sind kein nachhaltiger und konstruktiver Umgang mit der Emotion Wut. 

 

 

6. Botschaft von Wut

Jetzt hast Du schon einiges über die Emotion Wut gelesen. Du fragst Dich vielleicht, wozu ist Wut im Allgemeinen oder für mich persönlich gut? Wie im ersten Abschnitt geschrieben, haben "die Emotionen Wut und Ärger (...) die biologische Funktion, das Individuum zu alarmieren, falls eine Grenzüberschreitung oder Verletzung droht, und bewegt zur Gegenwehr". Wut zeigt Dir also, dass eine Grenze überschritten wurde und dass etwas für Dich nicht stimmt. Sie übernimmt damit eine sehr wichtige Funktion.

 

Falls Du Deine Wut bisher abgelehnt hast, will Dich dieser Artikel einladen, Dich Deiner Wut (wieder) anzunähren. Er will Dich ermuntern eine neue Perspektive auf diese Emotion zu werfen. Dazu gebe ich Dir ein paar mögliche Blickwinkel mit an die Hand. Wut hilft Dir bspw. dabei: In Aktion zu treten, auszumisten, etwas Unerwünschtes zu beenden, Klarheit zu schaffen, Ja und Nein zu sagen oder zu erbitten, was Du brauchst. Wie fühlt sich das für Dich an, wenn Du das liest?

 

Zusammengefasst lässt sich sagen...

 

Botschaft der Wut: Das stimmt für mich nicht!

Schattenseite: Zerstörung

Lichtseite: Klarheit

Aufgabe: Handlung

 

Wut ist die Kraft zur Veränderung und des Ins-Handeln-Kommens. Dazu empfehle ich meinen Blogartikel "Die 4 Superkräfte in Dir. Über Körper und Psyche." Darin werden die 4 Emotionen bzw. Instinkte: Wut und Trauer, sowie Aggression und Sexualität besprochen. Eine sehr gute Ergänzung zu diesem Artikel.

 

Dann sind wir jetzt am Ende des Artikels angekommen. Ich danke Dir für's Lesen des Artikels und wünsche Dir eine transformierdende Auseinandersetzung mit Deiner Wut.

 

 

7. Quellen

Wutkraft: Energie gewinnen. Beziehungen beleben. Grenzen setzen. Friederike von Aderkas, Sylvia Gredig.

Wut und Böse; Ciani-Sophia Hoeder.

Die Kraft des weiblichen Zorns, Ciani-Sophia Hoeder. (Blogartikel) 

Stangl, W. (2024, 19. Jänner). Wut. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. 

 

Ergänzendes:

Blogartikel "Die 4 Superkräfte in Dir. Über Körper und Psyche", Mirijam Lorch

Podcastfolge #61 "Über die Erwartung, als Frau lieb und nett zu sein", Mirijam Lorch

 

 

Foto: Tengyart, Unsplash